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Buch-Klassiker: Deutsch für junge Profis

Written by Patrick Wandschneider

19 September 2018

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Auch mit perfekter Grammatik lassen sich die scheußlichsten Sätze zimmern. Deutschunterricht alleine reicht also nicht aus, zumal er auch für jüngere Kollegen bereits einige Jahre zurückliegt. Wie lässt sich die eigene Schreibe auf ein professionelles Niveau heben?

„Sprachpapst“ Wolf Schneider gibt den Lesern seines Buches „Deutsch für junge Profis“ (9. Auflage, 2017) auf knapp 180 Seiten Rezepte an die Hand „wie man gut und lebendig schreibt“.

Wo liegt das Problem?

Gleich zu Beginn des Buches legt Schneider den Finger in die Wunde: „Es wird unendlich viel mehr geschrieben als gelesen.“ Nicht gelesen zu werden ist also das wahrscheinlichste Schicksal eines Textes. Um Leser müsse man werben. Als Beispiele für Text-Könner werden Goethe, Heine, Kafka und Brecht angeführt, die laut Schneider im Gegensatz zu Germanistik-Professoren den Ehrgeiz hatten gelesen zu werden.

Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser

Für einen feurigen Einstieg empfiehlt Schneider den Elevator Pitch. In 20 Sekunden oder 350 Zeichen oder in zwei, drei Sätzen müsse der Schreiber dem Leser mitteilen worum es geht und warum dieser weiterlesen sollte. Hier lohnt es sich besonders am Text zu feilen. Und hier ist übrigens der Zusammenhang mit unserem Storytelling-Ansatz zu sehen.

Überhaupt wirbt der Autor für Sätze ohne „Schwabbelfett“, also schlanke, kurze und möglichst konkrete Sätze. Das rettende Verb sollte man nicht erst mit dem Fernrohr erkennen können. Laut Schneider darf der Abstand zwischen Subjekt und Prädikat nicht mehr als sechs Worte betragen, sonst wird der Satz nicht mehr auf Anhieb verstanden. Gleiches gelte für die gewählten Worte: Wörter die jeder versteht, seien meist die kurzen Wörter. Jedes Wort müsse darauf abgeklopft werden, ob es Farbe hat und Sinn transportiert. Flickwörter sowie abstraktes oder unverständliches (Fach)Vokabular lehnt er ab. Als Negativbeispiel nennt er das „Juristendeutsch“ im Umgang mit juristischen Laien, dem es nicht ums Verstehen sondern ums Einschüchtern gehe. Ebenso sei für zahlreiche deutsche Professoren „der Ausweis der Wissenschaftlichkeit die Unverständlichkeit.“

Gerade der letzte Punkt lässt sich leicht auf unser fachliches Umfeld, die IT-Industrie übertragen. Wer hat nicht schon nahezu unerträgliche und unverständliche Pressetexte eines IT-Anbieters gelesen, die vor Denglisch, englischen Akronymen und unverständlichen Fachbegriffen nur so strotzen? Und zugegeben: wie schwer ist es, seinem Kunden den liebgewonnenen Fachjargon und das womöglich mehr interne „Wording“ auszutreiben?

Doch weiter im Text mit Schneider. Regeln, die nicht für alle Texte gelten, gliedert der Autor in Unterschiede nach dem Medium und Unterschiede nach dem Zweck. Doch große Unterschiede sucht man hier vergebens. Der ideale Text ist laut Schneider immer an die gesprochene Sprache angelehnt. Im letzten Abschnitt seines Buches  geht er kurz auf Sonderfälle wie Diplomarbeiten, Bewerbung oder Gebrauchsanweisungen ein.

32 anschauliche Regeln

Das Buch ist ein perfekter Ratgeber für jeden, der die eigene Schreibe verbessern will. Denn als Öffentlichkeitsarbeiter möchte man natürlich gelesen und verstanden werden. Ich bin ein junger Profi, deshalb haben ich mir „Deutsch für junge Profis“ natürlich bestellt. Ich glaube jedoch, dass es auch für ältere Profis geeignet ist. Denn viele Regeln mögen bereits bekannt sein, aber ob sie stets beherzigt werden, steht auf einem anderen Blatt. Wolf Schneider gelingt es, seine 32 Regeln anhand von zahlreichen Beispielen näherzubringen. Ob zur Kommasetzung oder zur Redundanz sind diese anschaulich und überzeugend gewählt. Langeweile kam dank des lebendigen Stils übrigens nicht auf, das Buch habe ich tatsächlich bis zum Schluss gelesen. Wer flüssiger und vor allem noch verständlicher schreiben will, sollte dieses Buch kaufen.

Photo by Aneta Pawlik on Unsplash