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Die Büchse der Pandora? Warum KI-Guidelines unverzichtbar sind

Written by Nando Suhre

20 Februar 2025

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Laut einer bitkom-Umfrage hatte im Sommer 2024 erst jeder siebte befragte Betrieb in Deutschland Regeln zur KI-Nutzung etabliert, 23 Prozent beabsichtigten noch, KI-Guidelines einzuführen. Außerdem verwendeten vor einem Jahr laut dem „Work Trend Index 2024“ sieben von zehn Beschäftigten KI-Tools, die nicht von ihrem Unternehmen bereitgestellt wurden. Spätestens mit der seit dem 2. Februar verpflichtenden Aufklärung von KI-nutzenden Mitarbeitenden sollte jedes Unternehmen eine KI-Guideline haben.

Mit unserem ersten Agentur-Leitfaden im Juli 2024 gehörten wir laut den Umfragezahlen quasi zu den Vorreitern – was gehört aus unserer Erfahrung als PR-Expert:innen in jede Unternehmens-Guideline? Wir betrachten die wichtigsten Aspekte Datenschutz, Wahrheitsgehalt, Neutralität und Transparenz.

Denn der Einsatz sogenannter „Schatten-KI“ kann für Unternehmen schnell zur Büchse der Pandora werden, sei es beim Datenschutz – erst kürzlich waren durch ein Datenleck Nutzereingaben des Chatbots DeepSeek online auffindbar –, durch fehlende Transparenz oder falsche oder gar diskriminierende Aussagen. Bei Verstößen gegen den AI Act der EU oder die DSGVO drohen Unternehmen Strafen von bis zu 35 Millionen Euro.

1. Datenschutz: Sind KI-Chatbots Schwätzer?

Als Agentur sind wir von Natur aus dem Schutz der Daten unserer Kunden verpflichtet. Auch Unternehmen, die keine Daten analysieren und verarbeiten, sollten ihren Datenschutz jedoch mit Blick auf KI aktualisieren. Grundsätzlich gilt: KI-Eingaben sollten keine sensiblen Informationen oder geschütztes Material enthalten. Selbst wenn Eingabedaten nicht zu Trainingszwecken verwendet werden, lässt sich nicht ausschließen, dass diese reproduzierbar sind.

Denn auch wenn Chatbots wie ChatGPT oft als äußerst hilfreicher und freundlicher Kollege daherkommen, sollten Mitarbeitende genau überlegen, was sie ihnen preisgeben – und vor allem, was nicht. So landeten in einem Fall bereits Name und Telefonnummer eines Angestellten einer US-Kanzlei in Chatbot-Trainingsdaten und konnten diesem durch gezielte Eingaben entlockt werden.

2. Fake News oder „Alles nur geklaut?“

CNET-Leser, die sich kurz nach Aufkommen der ersten GenAI-Welle für Hypotheken oder Einlagen interessierten, sind hoffentlich vor Vertragsabschluss bei ihrem Finanzberater gewesen. Das Newsportal veröffentlichte damals 41 KI-generierte Artikel, die Falschinformationen und offenbar auch Plagiate enthielten. Zwar sind Medien heute sensibilisierter, die Gefahr von Desinformation durch KI-Tools bleibt jedoch real. Menschen machen Fehler – Chatbots auch, obwohl wir diesen gegenüber weniger skeptisch sind.

3. Vorurteile und Vorenthaltung: Trust me, I’m an AI

Zumal KI-Tools keineswegs als neutrale, unabhängige Informationsquelle betrachtet werden sollten. So ist etwa ChatGPT wenig auskunftsfreudig, wenn es nach bekannten Kritikern des Tools befragt wird, DeepSeek bei politischen Fragen zu China wie dem sogenannten Tian’anmen-Massaker. KI-Antworten sollten deshalb stets auf ihre Vorurteilsfreiheit, Fairness und Objektivität geprüft werden. Eine harmlosere KI-Kapriole: Der Google-Chatbot Bard, mittlerweile Gemini, reproduzierte den online verbreiteten Mythos von schmelzenden Eiern. Ergo: Faktenchecks sind unverzichtbar.

4. Der Papst trägt Prada: Transparenz in Zeiten von KI

Wichtig ist ebenso die Kennzeichnung von KI-generierten oder -bearbeiteten Inhalten und Interaktionen. Seriöse Quellenangaben wie bei rein menschlicher Urheberschaft scheinen zwar ein alter Hut – beziehungsweise Mantel, um eines der bekanntesten jüngeren Beispiele für gefakete KI-Bilder zu bemühen: den Papst in gefütterter Daunenjacke. Besonders für visuelle KI-Kreationen gilt jedoch, dass diese deutlich und für Laien erkennbar sein sollten, damit kein falscher Eindruck von Realität entsteht.

Übrigens: Auch aus dem Vatikan hieß es kürzlich „Habemus KI-Guidelines“.

Wenn sogar die katholische Kirche schon eine Reform erkennt, wird es für Ihr Unternehmen höchste Zeit!

Titelbild: Erstellt mit Adobe Firefly

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