Agenturleben
Mit Feel Good Management zum „neuen Normal“ #2: Hybrides Arbeiten, Urlaub und Burn-out(-Prävention)
Was (nicht nur) junge Menschen von ihren Arbeitsstellen erwarten – und wie das im Agenturleben umsetzbar ist
Alle paar Wochen/Monate ist jede:r vom #teamBerkeley aufgefordert, in einem Blogbeitrag Erkenntnisse aus dem PR-Arbeitsalltag zu teilen. Ich dachte das letzte Mal „schreib ich halt über „Feel Good Management und wie wir das hier bei Berkeley Kommunikation handhaben“ und recherchierte und schrieb eifrig drauf los – und *schwupps* wurde der Beitrag länger und länger und hatte die Tendenz, viel länger zu werden, als erwartet und gewünscht. Also dachte ich mir wiederum „klasse, dann mach ich einfach zwei Teile draus und schon habe ich meinen nächsten Beitrag quasi auch schon fertig!“ Dass ich nun erst Monate später dazu komme, den zweiten Teil zu finalisieren, hätte ich allerdings nicht gedacht – aber so läuft es halt manchmal einfach. 😉 Nach „Mit Feel Good Management zum „neuen Normal“ – Teil 1: Digitalisierung und Trainings“ beschäftige ich mich also heute in Teil 2 mit den Themen „Hybrides Arbeiten, Urlaub und Burn-out(-Prävention)“.
Hybrides Arbeiten und die Sache mit den Arbeitszeiten
Die „Generation zwischen Work-Life-Balance und Work-Life-Blending“ scheint recht zwiegespalten zu sein – zumindest was den Wunsch nach den Arbeitszeiten betrifft: laut Zenjob-Studie [1] steht die eine Hälfte eher auf feste Arbeitszeiten, die andere möchte Flexibilität. Corona hat dann alles irgendwie auf den Kopf gestellt und sicherlich beschleunigt. Josephine Hofmann, Leiterin Team Zusammenarbeit und Führung beim Fraunhofer IAO [2] forscht bereits seit 2012 zu dem Thema „New Work“ und sagt, dass „lange Zeit […] ‚Flexibles Arbeiten‘ als Wohlfühlthema der Digitalen Bohème angesehen [wurde]. Doch mit der Corona-Krise wurde Deutschland plötzlich zum Reallabor für den Umbau der Arbeitswelt.“ Dies bestätigt auch eine vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Auftrag gegebene Studie [3]: unabhängig vom Bildungsgrad, Geschlecht oder Alter waren 87 Prozent der Befragten zufrieden mit ihrer Arbeit im Homeoffice und ganze 93 Prozent der Befragten wünschten sich die Möglichkeit, auch in der Zeit nach Beendigung der Coronapandemie weiterhin im Homeoffice arbeiten zu können.
Wie machen wir das im Rahmen des Feel Good Management bei Berkeley?
Im echten Agenturleben ist eine komplette Flexibilität die Arbeitszeit betreffend nicht umsetzbar. Kundinnen und Kunden wie Medienschaffende gleichermaßen arbeiten zu den üblichen Büro-Kernzeiten und möchten da natürlich auch die richtige Person aus der PR-Agentur erreichen können. Jedoch sind kurze „Aussetzer“, die man dann zu einem späteren (oder früheren) Zeitpunkt nach-(vor-)arbeitet in Absprache mit dem Team immer möglich.
Was das hybride Arbeiten betrifft haben wir schon sehr frühzeitig zu Beginn der COVID-19-Pandemie, auch dem damals eher kleinen Büroraum geschuldet, komplett auf Homeoffice umgestellt. Mitten in der dritten Welle hat eine interne Umfrage bei uns ergeben, dass ganze 100 Prozent der „deutschen Berkeleys“ künftig auf ein hybrides Arbeitsmodell setzen möchten. Die Vorteile, die unsere Kolleginnen und Kollegen der Remote-Arbeit dabei zugesprochen haben, reichten von „größerer Produktivität“ über „Flexibilität“ bis hin zu „besserer Konzentration“.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. So denkt das #teamBerkeley, reines Remote-Arbeiten ginge zu Lasten der Kreativität und des sozialen Miteinanders (Socializing).
Wir haben Teammitglieder, die ihr Onboarding komplett virtuell erlebt haben. Ich bin eine davon. War das seltsam? Ja. Haben wir es gut hinbekommen? Oh ja! Und die Erfahrungen, die ich mit dem virtuellen Onboarding gemacht habe, fließen direkt in unseren Onboarding-Plan ein.
Wo andere verkleinern, haben wir uns vergrößert: wir haben unser Beratungsteam aufgestockt und sind mittlerweile in ein größeres Büro gezogen. Das „Bürogestaltungs-Dreamteam“ hat sich mächtig ins Zeug gelegt und ist mit der Inneneinrichtung fast fertig. Dafür haben wir im Vorfeld auf einer Pinterest-Wall Ideen gesammelt, wie wir unser Büro zu „unserem Büro“ machen können. Es ist wirklich toll geworden – besucht uns gerne, wenn Ihr mal in der Nähe seid (und auch jemand im Office ist an dem Tag)! 😉 Auch dieses „Sich-gemütlich-machen“ trägt zum Wohlfühlen bei und ist natürlich Teilaufgabe der Feel Good Managerin bei Berkeley.
Wir haben uns selbstverständlich auch Gedanken gemacht, wie wir im Zuge von Covid-19 wieder sicher gemeinsam im Büro arbeiten können und bieten, wie oben erwähnt, ein offenes, hybrides Arbeitsmodell an. Es gibt in unserem Team Menschen, die gerne ins Büro kommen, einfach, weil die Wohnsituation keinen adäquaten Homeoffice-Platz möglich macht. Andere brauchen es fürs Seelenheil, mal zuhause rauszukommen, um sich eine angenehme Work-Life-Balance schaffen zu können. Andere möchten wenigstens ab und zu reinkommen, um zu „socializen“. Wieder andere sind froh, wenn sie zuhause bleiben können – sei es aufgrund des langen Anfahrtsweges oder aus anderen Gründen. Immer gilt: wer im Büro arbeiten möchte, bucht sich über das virtuelle Tool „desk.ly“ ein. Je nach Coronalage passen wir unseren Hygieneleitfaden an und können aktuell vier Personen an einem Tag die Arbeit vor Ort ermöglichen. Wir stellen kostenfreie Selbsttests für Zuhause zur Verfügung und sorgen für reichlich Desinfektionsmittel für den Arbeitsplatz. So können wir wieder teamübergreifend zusammenkommen, wenn es aus welchen Gründen auch immer nötig ist.
Das klappt natürlich nur, wenn beide Arbeitsplätze, also im Büro selbst und zuhause im Homeoffice, adäquat ausgestattet sind – und zwar nicht nur in Sachen Hard- sondern natürlich auch mit der entsprechenden Software. 😉 Wie man sein Unternehmen für das hybride Arbeiten gut aufstellt, hat die BITKOM recht gut im Bericht „Mobiles und hybrides Arbeiten. Arbeiten in und nach der Corona-Pandemie“ aufgeführt (#Leseempfehlung).
Und was ist mit Urlaub?
Ich hatte mal einen Arbeitgeber, der meinte „natürlich kannst Du Urlaub machen – aber nur, wenn alles erledigt wird und Du immer erreichbar bist.“
Abgesehen davon, dass so etwas arbeitsrechtlich eher schwierig ist (dazu gleich mehr), ist auch die Einschätzung, man selbst sei unersetzbar und müsse deshalb erreichbar sein, schlicht und einfach eine Mär. Natürlich geht es anders.
70 Prozent derjenigen aus der Generation Z, die an der Zenjob-Umfrage teilgenommen hatten, scheinen weniger ein Problem damit zu haben, im Urlaub erreichbar zu sein, als die Millenials (von meiner Generation bzw. von mir ganz persönlich ganz zu schweigen), jedoch ist das Thema auch arbeitsrechtlich geregelt. Aktuell plant auch das EU-Parlament ein „Recht auf Nichterreichbarkeit“. Allgemein darf der Arbeitgeber keine permanente Erreichbarkeit im Urlaub voraussetzen, Arbeitnehmende haben „in jedem Kalenderjahr Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub“, so sagt es Paragraf 1 des Bundesurlaubsgesetzes. Erholen kann man sich nicht, wenn man dauernd damit rechnen muss, vielleicht doch von der Arbeit kontaktiert zu werden und irgendwie arbeiten zu müssen. Soweit die Theorie (siehe oben).
Wie machen wir das im Rahmen des Feel Good Management bei Berkeley?
Wer Urlaub hat, hat Urlaub. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Das wissen die Ansprechpartner:innen bei den Unternehmen, die wir PR-seitig betreuen genauso, wie das gesamte Berkeley-Team und – mindestens per Abwesenheitsnotiz, bei engen Medienkotakten auch per persönlicher Ansprache – auch die Medienschaffenden. Wer glaubt, unabdingbar zu sein und un-be-dingt seine E-Mails checken zu müssen, darf dies natürlich tun – muss aber damit rechnen, von den anderen Teammitgliedern zurechtgewiesen zu werden. 😉 Je nach Berufslevel kann dann schon auch die private Handynummer für die absoluten Notfälle und nur für die Nutzung durch das Team bereitgestellt werden (gell, Flo? 😊).
Agenturkrankheit Burn-out?
Verbrennen für die (PR-)Arbeit? Wer möchte das schon…? Dass auch PR-Schaffende Gefahr laufen, beruflich auszubrennen, hat meine Kollegin Heike in ihrem Blogbeitrag ausgeführt. Laut der Studie des Zukunftsinstituts geht mittlerweile geschlechterunabhängig jede dritte Person in Deutschland davon aus, im Laufe ihres Lebens aufgrund von beruflicher Belastung und Überforderung ernsthafte psychische Probleme zu bekommen, also „auszubrennen“. Gleichzeitig werden, so die Deloitte Millennial Survey 2021 [4], vor allem am Arbeitsplatz psychische Gesundheitsprobleme stigmatisiert. Rund ein Drittel der Millennials und der Generation Z geben hier an, aufgrund von Stress und Ängsten, die durch die Pandemie verursacht wurden, eine Auszeit von der Arbeit genommen zu haben. Und von denjenigen, die sich nicht freigenommen haben, geben 40 Prozent an, ständig gestresst zu sein. Knapp die Hälfte der Millennials und der Generation Z sagen, dass sie sich „ständig oder meistens gestresst fühlen“ – und hier sind Frauen deutlich mehr gestresst als Männer. Eine weitere Hauptursache für Stress ist für die Millenials das Wohlergehen der Familienangehörigen – die jüngeren Menschen der Generation Z versetzen die Unsicherheit über ihren Arbeitspatz beziehungsweise ihre Karriereaussichten in Stress.
Wie machen wir das im Rahmen des Feel Good Management bei Berkeley?
Wer sich gut fühlt, ist weniger gestresst. Wer nur kurz in Google „weniger Stress im Job“ eingibt, wird von einer wahren Tipps&Tricks-Welle überschwemmt. Der Tenor ist bei allen gleich. Heruntergebrochen heißt es: Achtsamkeit führt zur besseren Selbstwahrnehmung führt zu besserer Selbstregulierung führt zu weniger Stress führt zu mehr Zufriedenheit –> die Burn-out-Gefahr wird vermindert.
Wir haben im Rahmen unserer Aktivitäten aus dem Feel Good Management überlegt, wie wir die Wünsche und Anforderungen (da sind sie wieder, die „benefits & perks“, siehe Teil 1 meiner zweiteiligen Feel-Good-Management-Minireihe) aus unserer internen Umfrage in den Berufsalltag bringen und das Thema Gesundheit bestmöglich integrieren können. Und da man schlicht und einfach nicht alles selbst machen kann, haben wir bei Berkeley auf einen externen Gesundheitsexperten gesetzt: das Berkeley-Gesundheitsportal von Körperwerft. Unser Team erhält hier einen Mix aus Tipps&Tricks zu den Themenkomplexen Gesundheit allgemein, Ernährung, Bewegung und Stressmanagement. Dazu kommen die „Bewegte Pause“ sowie Fitnesskurse, die sowohl „live“ am Bildschirm als auch im Nachgang remote abgerufen werden können. Gleichzeitig leben wir eine wertschätzende Feedback-Kultur, die sowohl aus Ad-hoc-Rückmeldungen als auch aus regelmäßigen „größeren“ Feedbackrunden (je nach Level mindestens ein- bzw. zweimal im Jahr). Zudem bieten wir allen Teammitgliedern regelmäßige Trainings zur Stärkung der „personal skills“ (andere nennen es „soft skills“), kürzlich z. B. erst zum Thema „Resilienz“ gemeinsam mit unseren UK-Berkeleys. Und wir haben aus unserem Büroraum mit vielen Pflanzen einen kleinen Urwald gemacht. Pflanzen sind nämlich auch sehr gut fürs Gemüt. Fei.
Und dass Events und dergleichen auch zum Feel Good Management gehören, versteht sich von selbst (#playhard).
Falls Ihr Euch jetzt denkt: „hui, da möchte ich aber auch irgendwie gerne arbeiten“ – wir suchen aktuell neue Teammitglieder (m/w/d): https://www.berkeleypr.com/de/karriere/ 😉
Zitierte Studien und weiterführende Informationen
- [1] Zenjob Whitepaper Gen Z oder Generation All-in. Eine Zenjob-Studie zu den Anforderungen der Gen Z. Was kommt Neues auf die Arbeitswelt zu?
- [2] Fraunhofer IAO: Die Zukunft der Arbeit ist hybrid
- [3] zur BMAS-Beschäftigtenbefragung „Homeoffice vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie“ hier: https://www.bundestag.de/resource/blob/845928/8679fb3f6210ebac8a8855d3d669a8c6/Themenkurzprofil-041-data.pdf und hier https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-549-pdf-verbreitung-auswirkung-mobiles-arbeiten.pdf?__blob=publicationFile&v=1
- [4] Deloitte Millennial Survey 2021: A call for a accountability and action
- Zukunftsinstitut im Auftrag von Signium International: Generation Y. Das Selbstverständnis der Manager von morgen
- UiPath: Man lernt nie aus: Deutsche Angestellte fordern Investitionen in Schulungen
- Kaspersky-Report-Serie über die Generation KI. Arbeitsplatz der Zukunft. Wie Nachwuchskräfte ihre Rolle in einer KI-bestimmten Berufswelt sehen
Titelbild: Volkan Olmez on Unsplash
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