Agenturleben

Gendern 2024 – wo steht die PR?

Written by Heike Hering-Haas

2 Oktober 2024

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Das Thema Gendern lässt uns nicht los – zieht sich wie ein roter Faden durch unseren Blog. Mal wieder innehalten und unseren Status Quo anschauen, dazu hat mich der PR-Trendmonitor 2024 von news aktuell veranlasst. Die Umfrage konstatiert, dass das Gendern in der professionellen Kommunikation  weiterhin sehr unterschiedlich gehandhabt wird. In diesem Blogpost wollen wir also wieder einmal darauf schauen, wo die professionellen Kommunikator:innen und natürlich wir bei Berkeley Kommunikation denn gerade so stehen.

Verwendung gendergerechter Sprache in der PR

Laut Umfrage zum PR-Trendmonitor 2024, an der 327 PR-Fach- und Führungskräfte aus Deutschland und der Schweiz teilgenommen haben, gibt es keine klare Linie bei der Verwendung gendergerechter Sprache. Zwar verwendet mehr als die Hälfte der Kommunikationsprofis in der Unternehmenskommunikation gendergerechte Sprache, aber eben nur teilweise (52 Prozent). Lediglich ein gutes Viertel gendert durchgängig (28 Prozent). Im Gegensatz dazu gibt es fünf Prozent, die bisher gar nicht gendern, und 13 Prozent, die dies auch in Zukunft nicht planen. Und es gibt sogar ein paar wenige, die wieder zurückrudern und zukünftig nicht mehr gendern wollen (zwei Prozent).

Gendersprache: Weiterhin ist die Anwendung so divers wie die Menschen selbst. Grafik: news aktuell

Welchen Stellenwert hat das Gendern bei PR-Profis?

Die Umfrage bringt auch hier sehr zwiegespaltene Ergebnisse zu Tage: Etwa die Hälfte der befragten PR-Profis hält Gendern für wichtig (sehr wichtig: 17 Prozent, eher wichtig: 32 Prozent). Auf der anderen Seite steht ein gutes Drittel, das auf Gendern verzichten würde (völlig unwichtig: 22 Prozent, eher unwichtig: 13 Prozent). Und dann gibt es noch die „Neutralen“, denen es egal ist, ob gegendert wird oder nicht: Für gut jede siebte befragte Person (seht Ihr, es ist nicht so einfach, genderneutral zu schreiben) ist gendersensible Kommunikation weder wichtig noch unwichtig (15 Prozent).

Laut Umfrage haben knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen und PR-Agenturen Richtlinien zu gendersensibler Sprache aufgestellt. Der Stellenwert von Gendersensibilität nimmt also zu und wird von vielen Unternehmen als wichtiger Aspekt der Unternehmenskultur gesehen. Die konsequente, durchgängige Umsetzung von gendergerechter Kommunikation erfolgt jedoch nur bei gut einem Viertel (28 Prozent) der Befragten. Der große Rest macht es mal so, mal so – oder verzichtet komplett.

Weiterhin groß die Gender- und Alters-Gaps  

Was immer noch nicht wundert ist der weiterhin große Gender-Gap: Sage und schreibe doppelt so viele Frauen wie Männer finden gendergerechte Sprache sehr bzw. eher wichtig (Frauen: 61 Prozent; Männer: 32 Prozent). Auch der Alters-Gap ist nicht überraschend. Je jünger die Befragten, desto wichtiger ist ihnen gendersensible Kommunikation: Während nur 40 Prozent der über 55-Jährigen Gendersprache eine (große) Bedeutung beimessen, sind es bei den unter 35-Jährigen knapp 70 Prozent.

Und wie sieht es jetzt bei Berkeley aus?

Allein die Tatsache, dass wir uns heute zum vierten Mal in einem Blogpost dem Thema im engeren und weiteren Sinne widmen (Gendergerechte Sprache in der Unternehmenskommunikation, Wie handhabt Ihr es mit dem Gendern,  Die fröhlich’schen Videocall-Regeln )  zeigt klar, Gendern bzw. die dahinterliegende Wertehaltung hat einen präsenten Stellenwert im Unternehmen. Dies liegt sicher auch an der alters- und geschlechterspezifischen Zusammensetzung unseres Teams. Auch wenn wir bisher keine internen Richtlinien etabliert haben, hat das Gendern einen natürlichen Einzug in unsere Arbeit genommen. Denn wir sind uns weiterhin darüber bewusst, dass nicht nur Gesellschaft Sprache beeinflusst, sondern Sprache auch vice versa Einfluss auf unsere Wahrnehmung, Denken und unser Verhalten haben. Die Macht der Worte ist hier nochmal anschaulich erklärt. Soweit zu „Berkeley intern“.

Wir stehen allerdings – und da geht es uns so wie allen anderen „da draußen“ – vor der großen Herausforderung, dass es noch keine Richtlinien und Empfehlungen zu „geschlechtergerechten Schreibung“ seitens des Rats für deutsche Rechtschreibung gibt. Im Gegenteil: mit dem aktuellsten überarbeiteten Amtlichen Regelwerk mit dem neuen Amtlichen Wörterverzeichnis (Stand 3. Juli 2024) schließt der Rechtschreiberat Sonderzeichen im Wortinneren, „die im Sinne geschlechtergerechter Schreibung alle Geschlechtsidentitäten kennzeichnen sollen (z. B. Doppelpunkt (:), Unterstrich (_), Asterisk (*))“ explizit aus und stellt fest: „Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie.“

Für uns als PR- und Kommunikationsberater, die wir offizielle Textdokumente für die von uns betreuten Unternehmen erstellen bedeutet dies: Texte, die wir zur Veröffentlichung im so genannten „earned media“-Bereich erstellen, also Pressemitteilungen, Whitepaper, Thought-Leadership-Beiträge, Kommentare und Co., werden in der Regel nach aktuellsten Rechtschreibregeln erstellt. Hier geht es einerseits um Professionalität, aber auch um Respekt gegenüber den Medienschaffenden, denen wir diese Materialien zur Verfügung stellen – und die sich in der Regel an die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung halten.

Sobald es zu den „owned media“ unserer Kund:innen kommt, beispielsweise Unternehmens-Websites, Blog, interne/externe Newsletter und dergleichen, können wir offener agieren und uns eng mit den jeweiligen Unternehmen abstimmen. Einige haben bereits starke Meinungen und auch Regelwerke zum Thema genderneutrale Sprache und geschlechtergerechte Schreibung, andere sind völlig ergebnisoffen und wiederum einige sind neugierig und wollen sich auf einen Weg begeben. Für alle sind wir da, denn:

Wir begleiten auf dem Weg

Wir finden weiterhin: „Der Weg ist das Ziel“: sich einfach auf den Weg machen und darüber nachdenken, was für einen Stellenwert gendergerechte Sprache im eigenen Unternehmen einnehmen und welche Chancen sich langfristig ergeben können. Wer langfristig alle Mitmenschen ansprechen möchte, sollte gendergerechte Sprache als Teil der Unternehmenskultur leben, denn Inklusion und Diversität wird auch mit der Sprache ausgedrückt. Hierbei unterstützen wir Unternehmen gerne – von der Beschlussfindung bis hin zur kleinteiligen Umsetzung begleiten wir auf dem Weg der gendergerechten Kommunikation mit Tutorials, Workshops oder Beispieltexten.

 

Titelbild: Tim Mossholder auf Unsplash