Humans of Berkeley – Renee Sanchez

„Herr Präsident, Herr Präsident! Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“ Ich sollte eigentlich keine Fragen stellen. Es handelte sich um einen Fototermin mit Präsident George H.W. Bush, der ein nationales Labor in Albuquerque, New Mexico, besuchte, und ich war eine junge  Reporterin der Regionalpresse. Präsident George Bush Senior kandidierte für die Wiederwahl, und er antwortete mit einem klaren „Nein“ auf meine Anfrage.

Als der Präsident die Veranstaltung verließ, rief ich ihm die Frage trotzdem zu – eine harmlose Frage über die Wahlmännerstimmen. Zu meinem Glück kannte der US-Senator Pete Domenici, der ihn begleitete, meine Arbeiten und riet dem Präsidenten, mit mir zu sprechen.  Augenblicke später wurde mir ein Exklusivinterview gewährt, während das Pressekorps des Weißen Hauses hinter der Absperrung wartete.

Ja, das ist eine meiner Lieblingsgeschichten, wenn Freunde oder Kollegen mich nach meiner Zeit als Journalistin fragen. Aber es gab so viele denkwürdige Geschichten, über die ich berichten durfte. Ich glaube wirklich, dass jede/r eine interessante Geschichte zu erzählen hat.

So zum Beispiel ein Veteran aus dem  Koreakrieg, dem die Tränen kamen, als er ergriffen über seine Kameraden sprach. Ich erinnere mich an die Krebsüberlebende, die mir sagte, sie fühle sich wie die Yankees nach dem Gewinn der World Series; oder an die Frau eines Marinesoldaten, die rot anlief, als ich sie live im Fernsehen fragte, was sie als Erstes tun wolle, wenn ihr Mann aus dem Einsatz zurückgekehrt sei. Dass das eine dumme Frage war, wenn man bedenkt, dass ihr Mann sechs Monate lang auf See gewesen war, gestand ich den Zuschauern und lief selbst rot an. Dann fragte ich nach der zweiten Sache, die sie tun wolle, wenn sie nach Hause kämen. Sie lachte und erzählte liebevoll von all den Lieblingsspeisen, die sie zubereiten wolle und von der Zeit, die sie mit der Familie verbringen wolle

Ich bin Storytellerin durch und durch und von Natur aus neugierig. Was mich an der Öffentlichkeitsarbeit reizte, war die Möglichkeit, mehr Geschichten zu erzählen und PR-Expertenwissen zu erwerben. Geschichten bieten einen Kontext für Botschaften und unterstützen dabei, komplexe Ideen oder Konzepte zu erklären.

Eine gut erzählte Geschichte kommt beim Publikum besser an als eine Liste von Fakten oder eine Litanei von Fachausdrücken. Wenn sich Menschen durch eine Geschichte emotional angesprochen fühlen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sie aufmerksam aufnehmen, sich daran erinnern und vielleicht sogar weitergeben.

Über Renee

Wer ist dein liebster Storyteller? Meine Mutter. Sie hatte schon immer ein Händchen dafür, mit Worten Bilder zu malen.
Was würdest Du bei einem Karaoke-Abend singen? The Chicks‘ Version von Landslide von Stevie Nicks
Welche ist die meistgenutzte App auf deinem Handy? Die Uhr-App