Agenturleben
KI-Textgeneratoren: Auf dem Prüfstand für die PR-Arbeit
*„Meine Woche mit KI“ lautete unser internes Projekt, in dem wir uns gezielt mit verschiedenen KI-Tools auseinandergesetzt haben. Über ihre Erkenntnisse mit KI-Meeting-Tools hat meine Kollegin Julia, mit KI-Bildbearbeitungs-Tools meine Kollegin Marie bereits berichtet. Ich habe gezielt verschiedene KI-Textgeneratoren ausgewählt, die ich als besonders geeignet für die Arbeit in der PR finde und die einen gewissen Bekanntheitsgrad haben: ChatGPT, Google Gemini und Neuroflash. Die Tools habe ich auf Benutzerfreundlichkeit, Textqualität und Datenschutz untersucht. Um die Textqualität zu vergleichen, habe ich bei allen Tools die gleichen Prompts eingegeben und sie anhand der Ausgaben miteinander verglichen. Dabei habe ich wichtige Erkenntnisse für mich und unsere Agentur gewonnen, um KI in Zukunft noch effizienter einsetzen zu können.
ChatGPT
Gestartet habe ich mit dem bekanntesten Textgenerator, um eine gute Vergleichsbasis mit den anderen, mir persönlich noch weniger vertrauten Programmen zu schaffen. Das Prinzip ist einfach: Nutzer können über Texteingaben mit ChatGPT kommunizieren und Antworten auf ihre Fragen generieren lassen. Das Sprachmodell wird dabei mit Benutzereingaben und Web-Informationen trainiert, wodurch die Antworten kontinuierlich verbessert werden sollen. Interessant fand ich bei meiner Recherche die Tatsache, dass hinter ChatGPT ein künstliches neuronales Netz steckt, das ähnlich wie das menschliche Gehirn funktioniert und lernen kann, Texte zu verstehen und bestimmte Entscheidungen zu treffen. Den Chatbot kann man entweder kostenlos als ChatGPT-3.5 oder die Vollversion ChatGPT-4 für knapp 20,00 Euro pro Monat nutzen. Letztere bietet dabei eine noch höhere Textqualität durch eine noch größere und aktuellere Datenbasis und kann Internetsuchanfragen auf Bing einbeziehen.
Was die Benutzerfreundlichkeit betrifft, hat ChatGPT am besten abgeschnitten, da diese sehr minimalistisch gehalten ist und die essenziellen Funktionen direkt ersichtlich sind. Auch der direkte Zugriff und die automatische Speicherung der Chatverläufe erleichtern den Umgang mit dem Tool ungemein.
Startseite von ChatGPT
Was die Texte angeht, hören sich diese an manchen Stellen noch floskelhaft an oder enthalten teils ungebräuchliche Formulierungen, vor allem wenn die Prompts allgemein gehalten sind. An sich sind die Ausgaben durchaus verwendbar, doch man sollte keine literarischen Meisterleistungen erwarten. Wenn man ChatGPT bittet, den Text zu verbessern, werden die Sätze durchaus weniger floskelhaft und hören sich etwas origineller an.
Dann habe ich mich noch mit dem Datenschutz befasst und hier fiel das Ergebnis zum Zeitpunkt meiner Recherche Anfang Mai 2024 eher negativ aus. ChatGPT unterlag zu diesem Zeitpunkt nämlich einer datenschutzrechtlichen Prüfung durch die deutschen Aufsichtsbehörden und es war unklar, inwieweit die Nutzung mit Blick auf die DSGVO überhaupt zulässig ist. Der Umstand, dass bei der Promptausgabe keine Angaben über die Datenquellen gemacht werden und auch keine Informationen über die angewandten Algorithmen vorliegen, erschweren eine datenschutzrechtliche Prüfung. Allerdings habe ich bei einer erneuten Recherche herausgefunden, dass die am 13. Mai 2024 erschienene Version ChatGPT-4 Omni (ChatGPT-4o) nun auch die Möglichkeit anbietet, die Verarbeitung der Eingaben auszuschalten, was eine sicherere Nutzung ermöglicht.
Google Gemini
Als nächstes habe ich Google Gemini unter die Lupe genommen. Der unter dem ehemaligen Namen Google Bard erschienene, kostenlose KI-Chatbot wurde als direkte Reaktion auf den Erfolg von ChatGPT entwickelt und erschien im März 2023 in eingeschränkter Kapazität und wurde im Laufe des Sommers in weiteren Ländern verfügbar gemacht. Gemini ist in 40 Sprachen verfügbar. Zum Vergleich: ChatGPT unterstützt derzeit 85 Sprachen. Den Textgenerator gibt es kostenlos und er kann ähnlich wie sein Konkurrent ChatGPT in einer gesprächsähnlichen Art eine Vielzahl von Fragen beantworten. Was die Benutzeroberfläche angeht, ist diese im Aufbau der von ChatGPT sehr ähnlich, weswegen ich durch meine Erfahrung mit ChatGPT schnell gut zurechtkam. Die Textqualität lässt sich mit der von dem Konkurrenzprodukt von OpenAI vergleichen und man erhält auch hier durchaus verwendbare Sätze. Allerdings muss ich anmerken, dass die Promptausgabe bei Gemini öfter abgebrochen ist, vor allem bei längeren Prompts. Positiv fand ich wiederum die Funktion, die Antwort mit einer Google-Suche abzugleichen, was hilfreich sein kann, um Textpassagen auf Duplikate zu prüfen.
Was den Datenschutz betrifft, werden die eingegebenen Prompts zum Trainieren und Verbessern der KI genutzt und stichprobenartig auch von Menschen geprüft – allerdings werden die Konversationen vor der Prüfung von dem jeweiligen Google-Konto getrennt. Diese Funktion kann auch deaktiviert werden, was jedoch den Zugriff auf zukünftige Chats einschränkt und keine Auswirkungen auf bereits gesammelte Daten hat. Mit der Google Workspace-Lizenz erhalten Nutzer Datenschutz auf Unternehmensniveau, indem Angaben weder zum Trainieren verwendet werden noch überprüft werden. Der Preis für Google Business Standard inklusive des Gemini Add-Ons beträgt hierfür 30,70 Euro.
Neuroflash
Zuletzt habe ich den in Hamburg ansässigen KI-Text- und Bildgenerator Neuroflash analysiert, welcher der einzige deutsche Anbieter unter meinen drei getesteten Tools ist. Positiv anzumerken ist der deutsche Support und die Einhaltung der hohen europäischen Datenschutzstandards der deutschen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), der allerdings nur in 14 Sprachen verfügbar ist. Neuroflash hat im Gegensatz zu ChatGPT und Gemini um einiges mehr Funktionen zum Texteschreiben, was ihn besonders attraktiv für die Arbeit in der PR macht. So gibt es zunächst den KI-Chatbot Chatflash, der auf Basis von ChatGPT-3.5 bei der kostenlosen Version (2000 Wörter + 5 Bilder pro Monat) und auf GPT-4o bei der Standard-Version (30 000 Wörter + 30 Bilder) für 30,00 € pro Monat funktioniert. Daneben gibt es ContentFlash mit einer Vielzahl an Text-Templates, ImageFlash zur KI-Bilderstellung, PerformanceFlash zum Analysieren und Optimieren von Marketingtexten und ResearchFlash zur Analyse von Assoziationen, die Kunden beim Lesen der Texte haben können.
Was die Benutzerfreundlichkeit angeht, schnitt Neuroflash am schlechtesten unter den drei Textgeneratoren ab, da die Benutzeroberfläche auf den ersten Blick doch recht überladen wirkt und man ein wenig Eingewöhnungszeit auch im Hinblick auf die vielen Funktionen benötigt. Praktisch fand ich die Textverbesserungsfeder, mit der Textpassagen auf die Schnelle verbessert, umgeschrieben oder zusammengefasst werden können. Dies erspart die Zeit, die man ansonsten für die Prompteingabe aufwenden müsste. Zudem gibt es eine „Brand Voice“-Funktion, durch die das spezifische Wording eines Unternehmens eingestellt werden kann. ContentFlash bietet außerdem Zugriff auf über 100 Textvorlagen, so auch Pressemeldungen, Blogbeiträge oder Artikel, was vor allem für die Arbeit in der PR aber auch anderen Abteilungen hilfreich ist.
Benutzeroberfläche von Neuroflash
Die Bewertung des Datenschutz-Kriteriums fiel durchaus positiv aus, da sich das Unternehmen wie bereits erwähnt an die strengen Anforderungen der DSGVO hält, obwohl es mit dem US-amerikanischen Anbieter OpenAI verknüpft ist. Dies gelingt durch eine Integration via API (Application Programming Interface), das einen Servicevertrag zwischen zwei Anwendungen bezeichnet. Dadurch können die KI-Fähigkeiten von ChatGPT verwendet aber gleichzeitig datenschutzrechtliche Rahmenbedingungen einhalten werden.
Fazit
Wie bei jedem Vergleich haben auch die einzelnen KI-Tools ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Was die Benutzerfreundlichkeit angeht, ist ChatGPT der klare Sieger, dicht gefolgt von Gemini. Bei Neuroflash gibt es hier definitiv Abzüge, allerdings muss beachtet werden, dass dieser mehr Funktionen hat, die das Texten mit KI signifikant erleichtern. Bei der Textqualität der drei Programme ließen sich keine großen Unterschiede feststellen. Hier gilt definitiv das Prinzip: Je spezifischer der Prompt, desto genauer die Antwort. Beim Datenschutz hat Neuroflash klar die Nase vorne, auch wenn sich bei ChatGPT und Gemini das Nutzen der Daten bei der Vollversion beziehungsweise mit dem Gemini-Add-In deaktivieren lassen.
Zusammenfassend kann ich jedem, der offen für neue Technologien ist, ans Herz legen, sich selbst einmal intensiv mit KI-Textgeneratoren zu befassen und den aktuellen Markt zu beobachten. Für mich war die Testwoche jedenfalls eine lehrreiche Zeit!
*Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Text das generische Maskulinum verwendet. Die in dieser Arbeit verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Titelbild erstellt mit Adobe Firefly