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KI-Tools im PR-Alltag: Warum Claude für mich (aktuell) die Nase vorn hat

Written by Sebastian Kuschel

27 Februar 2025

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Die KI-Landschaft hat sich rasant weiterentwickelt. Neben den etablierten Playern wie ChatGPT und Claude sorgen neue Anbieter wie Deepseek für Aufsehen – und werfen dabei wichtige Fragen zur Zukunft der KI-gestützten Kommunikation auf.

Claude: Der natürlichere Assistent für PR und Marketing

In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit verschiedenen KI-Tools auseinandergesetzt. Sprachmodelle sind dabei primär für Aufgaben wie Kurzzusammenfassungen und strukturierte Inhalte gedacht. Meine persönliche Erfahrung dabei: Claude hat sich als besonders wertvoller Assistent für PR- und Marketing-Aufgaben erwiesen. Dies ist natürlich eine subjektive Einschätzung, aber einige Eigenschaften stechen für mich deutlich hervor.

Besonders beeindruckt hat mich die Projekte-Funktion. Sie ermöglicht es, relevante Dokumente (bspw. schon veröffentlichte Pressemitteilungen und andere Marketing-Materialien) in einem dedizierten Workspace zu organisieren. Das erleichtert das Verfassen von Texten, die auf bereits veröffentlichtes Material zurückgreifen, ungemein – ein echter Gamechanger für die PR-Arbeit. Praktisch ist auch die sogenannte Artifacts-Funktion, die Claude von anderen KI-Tools abhebt. Mit ihr können direkt im Chat interaktive Visualisierungen, Diagramme oder auch React-Komponenten erstellt und bearbeitet werden. Dafür sind keinerlei Programmierkenntnisse nötig, und die Ergebnisse lassen sich direkt im Gespräch mit Claude optimieren und anpassen. Ob Grafiken für Geschäftsberichte oder interaktive Dashboards – die Artifacts-Funktion erweitert die Möglichkeiten der PR-Arbeit erheblich.

Ein weiterer Pluspunkt ist Claudes Fähigkeit, „natürlicher“ klingende Texte zu produzieren. Je nach Kontext ist die Ausdrucksweise erstaunlich natürlich.

Flexibilität durch „Choose Style“

Besonders wertvoll für PR-Profis ist die „Choose Style“-Funktion. Sie ermöglicht es, den Sprachstil präzise an verschiedene Medien und Zielgruppen anzupassen – vom lockeren Social-Media-Post bis zum technischen Fachbeitrag. Diese Anpassungsfähigkeit macht Claude zu einem vielseitigen Werkzeug für kreative Arbeit.

Die Deepseek-Debatte: Innovation trifft auf Kontrolle

Die aktuelle Diskussion um Deepseek zeigt die Komplexität der KI-Entwicklung in all ihren Facetten. Technisch gesehen beeindruckt das chinesische Start-up: Laut dem DFKI ist Deepseek besonders bei mathematischen Fragestellungen etwas schneller als die Konkurrenz. Auch der international anerkannte KI-Forscher Sepp Hochreiter von der JKU Linz bezeichnet es in erster Linie als „tolle Engineering-Leistung“, auch wenn er „nichts bahnbrechend Neues“ sieht.

Bemerkenswert ist vor allem die Preisgestaltung, die deutlich günstiger ist als die der US-Konkurrenz. Das Modell zeichnet sich zudem durch eine besonders effiziente Architektur aus. Diese ermöglicht es, mit weniger Energieverbrauch und Rechenleistung beachtliche Ergebnisse zu erzielen. Dies könnte den Wettbewerb im KI-Markt neu befeuern. Gleichzeitig wirft Deepseek aber auch grundlegende Fragen zur Content-Kontrolle auf: Bei Anfragen zu heiklen Themen wie dem Tiananmen-Massaker werden Antworten aktiv zensiert.

Natürlich sind alle KI-Tools zwangsläufig voreingenommen. ChatGPT transportiert amerikanische Werte, Deepseek chinesische – und auch Claude ist nicht neutral. Sabine Köszegi von der TU Wien weist darauf hin, dass die Ausgaben dieser Chatbots immer ein „kulturelles Artefakt“ sind, „das ganz bestimmte Gruppen, Denkweisen, Menschen einfach marginalisiert“.

Dies wirft wichtige Fragen zur Kontrolle von Informationen auf. Ob Regierungen oder Unternehmen: Irgendjemand bestimmt immer, welche Antworten ausgespielt werden. Eine Erkenntnis, die uns als Kommunikationsprofis bewusst sein muss – gerade wenn wir diese Tools in unserer täglichen Arbeit einsetzen.

Eine Frage der persönlichen Präferenz

Natürlich ist die Wahl des KI-Tools auch eine sehr persönliche Entscheidung. Während ich mit Claude am besten arbeiten kann, schwören andere Kolleg:innen auf Perplexity oder nutzen lieber ChatGPT. Das ist auch gut so – denn letztlich kommt es darauf an, womit man selbst am effektivsten arbeiten kann und was zum eigenen Workflow am besten passt.

Fazit: Zugänglichkeit im Arbeitsalltag entscheidet

Fairerweise muss man erwähnen: Auch ChatGPT bietet mittlerweile eine Projekt-Funktion, und mit selbst erstellten oder Community GPTs lassen sich möglicherweise sogar noch leistungsfähigere Assistenten entwickeln. Was für mich aber den entscheidenden Unterschied macht, ist die unmittelbare Zugänglichkeit von Claude.

Im hektischen PR-Alltag brauche ich Tools, die sofort und intuitiv funktionieren – ohne lange Einarbeitungszeit oder Programmierkenntnisse. Genau hier punktet Claude mit seiner übersichtlichen Benutzeroberfläche und der direkten Nutzbarkeit. Die Kunst liegt dabei natürlich weiterhin darin, KI-Tools reflektiert und zielgerichtet einzusetzen. Sie sind wertvolle Assistenten für die Content-Erstellung und Ideenfindung – aber kein Ersatz für menschliche Expertise und ethische Entscheidungsfindung.

Für mich persönlich bleibt Claude derzeit das überzeugendste Tool für PR und Marketing. Nicht, weil es perfekt oder einzigartig wäre, sondern weil es derzeit die richtige Balance zwischen Effizienz und Kontrolle sowie zwischen Automation und menschlicher Führung bietet – und das alles in einem Format, das sich relativ nahtlos in meinen Arbeitsalltag integriert.

Titelbild: erstellt mit DALL-E/ChatGPT