Storytelling
Presse trifft PR: Das Interview-ABC
Als ich noch als Journalistin tätig war, nannte ich die Leute in der Öffentlichkeitsarbeit „PR-Fuzzis“. Jetzt, wo ich in der PR tätig bin, sind es für mich Geschichtenerzähler:innen. Dieser Gesinnungswandel kam nicht von heute auf morgen. In dieser Serie möchten meine Kollegin:nen und ich Tipps, Anekdoten und Best Practice Erfahrungen teilen. Erfahrungen von Expert:innen, die die Welt der PR von beiden Seiten kennen. Heute widmen wir uns dem Thema Interview-Tipps.
Was kann schon schief gehen?
Vieles! Meine schlimmste Interview-Erfahrung: Innerhalb einer TV-Live-Sendung. Wir alle in der Redaktion sahen hilflos zu, wie der Moderator versuchte, einem Gast in einem begehrten Interviewformat Informationen zu entlocken. Ich hoffte im Stillen, dass der Gast etwas sagen würde – irgendetwas. Doch wir hofften vergeblich – Stille! 30 Sekunden Stille, tote Sendezeit fühlt sich wie eine Ewigkeit an! Leider waren ähs und ähms alles, was der Interviewte von sich gab. Der Moderator übernahm und stellte eine Reihe von Ja- oder Nein-Fragen und schaltete dann in die Werbung. Das hier war wirklich das Worst-Case-Szenario. Der Interviewte war schlichtweg sprachlos. Dabei hätten ein wenig Vorbereitung und tiefes Durchatmen helfen können, die Nervosität abzuschütteln und mit Leichtigkeit zu sprechen.
Das Interview-ABC
Ask for help – Bitten Sie um Hilfe: Lassen Sie sich von Ihrer PR-Agentur ein Medienbriefing geben mit Informationen zum Journalisten, Beispielen früherer Arbeiten und Fragen, die der Reporter gerne stellt oder stellen könnte. Bereiten Sie sich gut auf die Gesprächspunkte und allgemeinen „Dos und Don’ts“ vor.
Be yourself – Seien Sie Sie selbst: Seien Sie authentisch, wenn Sie mit einem Journalisten sprechen. Beantworten Sie die Fragen so gut Sie können. Halten Sie es einfach und vermeiden Sie Branchenjargon. Seien Sie sympathisch und erzählen Sie Anekdoten. Sagen Sie niemals „kein Kommentar“. Wenden Sie eine Überbrückungstechnik an, indem Sie die Frage des Reporters bestätigen und dann auf Ihre Kernaussagen zurückkommen. Beispiel: „Das ist eine gute Frage. Das Thema ist zwar wichtig, aber man sollte auch nicht vergessen, dass…“
Contribute calmly – Treten Sie ruhig auf, ohne Panik: Oft sind die Menschen vorsichtig und sehr zurückhaltend aus Angst, die Presse wolle sie über den Tisch ziehen und überrumpeln. Doch das stimmt nicht. Atmen Sie durch und erzählen Sie, was Sie wissen. Ob Sie lächeln oder nicht, hört man in Ihrer Stimme – also vergessen Sie nicht zu lächeln.
Als ich als Journalistin tätig war, habe ich die Person, die ich interviewen wollte, oft gebeten, B-Rolls oder Fotos zur Verfügung zu stellen oder etwas zu demonstrieren. Einer unserer Kunden hat während eines Live-Interviews Requisiten eingesetzt und kam damit sehr gut an. Ein anderer Kunde, beschäftigte sich intensiv mit dem Sendungsformat, bevor er dort als Gast auftrat, so dass er das Publikum kannte und sein Interview mit Bravour meisterte. Die Liste der positiven Interaktionen unserer Kunden mit den Medien lässt sich beliebig fortsetzen.
Letzter Tipp: Ein Interview ist kein Verkaufsgespräch, also machen Sie nicht zu viel Werbung. Vermitteln Sie dem Journalisten Ihre Informationen auf ausgewogene und sachliche Weise.