Storytelling

Taylor Swift: Ist der Weltstar die Storytellerin der jungen Generation?

Written by Julia Maas

7 März 2024

Share

Taylor Swift – ein Name, den nicht nur Teenager und junge Erwachsene bestens kennen, sondern der auch den Eltern von Generationen wie ,Gen Z‘ und ,Millennials‘ geläufig sein dürfte. Wer die zeitgenössische Popmusik hört und verfolgt, kommt an Taylor Swift nicht vorbei. Und das zurecht: Zählt sie doch zu den erfolgreichsten Musikerinnen der heutigen Zeit, rankt auf Platz 2 der meistgehörten Künstler auf Spotify und bricht einen Rekord nach dem anderen. Erst Anfang Februar knackte die 34-jährige Sängerin bei den Grammys – dem Pendant zu den Oscars in der Filmbranche – einen neuen Rekord und hat geschafft, was keine Künstlerin von ihr je geschafft hat: Zum bereits 4ten Mal gewann sie die Auszeichnung „Album des Jahres“. Doch was macht die Sängerin so erfolgreich? In diesem Beitrag wollen wir uns näher anschauen, wie Taylor Swift Millionen von Menschen weltweit in ihren Bann zieht und welchen Stellenwert Storytelling in ihrer Musik einnimmt.

Die Kunst des Storytellings in der Musik

Zum Hintergrund: Storytelling ist eine der ältesten Formen der Kommunikation und hat seit jeher die Menschen fasziniert. Durch Geschichten können wir Emotionen wecken, Botschaften vermitteln und Erinnerungen schaffen. In der Musikindustrie ist die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, von genauso entscheidender Bedeutung wie die Harmonie von Klang, Rhythmen und Melodien. Denn Gedanken und Gefühle lassen sich gut über Sprache ausdrücken. Ein Songwriter, der eine Geschichte in einem Song verpackt, schafft es idealerweise, eine Verbindung zu den Hörern herzustellen und diese auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Ein gut erzählter Song ist daran zu erkennen, dass er den Hörer in eine andere Welt versetzt, Erinnerungen weckt, Trost spendet, inspiriert oder einfach nur zum Nachdenken anregt. Und genau das ist das Geheimnis von Taylor Swifts Musik und was sie so außergewöhnlich macht.

Taylor Swift erzählt Geschichten mit ihrer Musik

Seit ihren Anfängen in der Country-Musik hat Taylor Swift immer wieder bewiesen, dass sie die Kunst des Storytelling beherrscht und eine begabte Geschichtenerzählerin in ihr steckt. Mit ihren einfühlsamen Texten und eingängigen Melodien (viele davon gekonnte Ohrwürmer) versteht sie es, die Höhen und Tiefen des Lebens einzufangen und in ihren Songs widerzuspiegeln. Inspiration holte sie sich dabei aus ihrem eigenen Leben, aber auch aus den Erfahrungen von Leuten aus ihrem Umfeld, fiktiven sowie geschichtlichen Charakteren. Ihre ersten Alben handeln noch von ihren Erfahrungen als Teenager und der Komplexität des Erwachsenwerdens inklusive Herzschmerz, Wachstum und Selbstfindung. Während Liebe (wie in den meisten Songs) ein ständiges Thema durch die verschiedenen Alben und „Eras“ hinweg darstellt, kommen später auch Selbstakzeptanz und Widerstandfähigkeit als großes Thema hinzu. Themen, die jungen Leuten aus der Seele sprechen und zugleich bei Fans aller Altersgruppen Anklang fanden. Die Überraschungsalben „Folklore“ und „Evermore“ wurden für ihre Fans in den schwierigen Zeiten der Covid19-Pandemie zu Leuchtfeuern der Hoffnung. So präsentiert Taylor Swift hier eine reifere und introspektivere Herangehensweise des Storytelling und behandelt in der Perspektive von fiktiven Charakteren Themen wie den eigenen Schmerz und die eigenen Fehler anzuerkennen, diese Kämpfe zu überwinden und schließlich zu heilen.

Aber schauen wir uns das mal näher anhand von spezifischen Songs als Beispiel an:

In ihrem 2008 veröffentlichten Hit „Love Story“ singt Taylor von einer verbotenen Liebe, greift das Thema von Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ auf. Die Sängerin nutzt geschickt metaphorische Sprache, um die Geschichte zu erzählen. Die Metapher ,scarlet letter‘ (in Deutsch: scharlachroter Buchstabe) zum Beispiel stammt aus Nathaniel Hawthornes gleichnamigem Roman und beschreibt öffentliche Schande oder Stigmatisierung. In „Love Story“ verwendet Swift diesen Ausdruck, um die Schwierigkeiten zu beschreiben, mit denen die Liebenden konfrontiert sind, da ihre Beziehung nicht akzeptiert wird. Eine tragische Liebesgeschichte à la Romeo und Julia ist mitreißend, nicht ohne Grund ist Shakespeares Tragödie weltbekannt und Taylor hat einen Hit-Song mit der Story kreiert.

In ihrem Storytelling-Meisterstück Folklore erschuf Taylor mit den drei Songs „cardigan“, „august“ und „betty“ eine Dreiecksgeschichte – aus Sicht der fiktiven Charaktere Betty, James und Inez. Wenn man die Lyrics und Stimmungen der Songs vergleicht und die Indizien interpretiert, so kommt man zu folgendem Schluss: „cardigan“ erzählt die Geschichte von Betty, die von James mit Inez betrogen wurde, „august“ ist die Perspektive von Inez, die Gefühle für James hatte, doch für ihn nur eine Sommeraffäre war, und in „betty“ bekommen die Hörer James‘ Perspektive zu hören, der Betty dadurch verloren hat. Ein Gefühlswirrwarr, das berührt und die vielen Seiten von Liebe und Schmerz abbildet.

Aber Taylors Storytelling-Talent beschränkt sich nicht nur auf romantische Erzählungen. Mit ihrem Song „The Last Great American Dynasty“ nimmt sie uns mit auf Geschichtsreise und erzählt die Geschichte von Rebekah Harkness, die im 20. Jahrhundert den „Standard Oil“-Erben William Hale „Bill“ Harkness heiratete und mit ihm im „Holiday House“ residierte. Jenes Haus in Rhode Island, das heute im Besitz von niemand anderem als Taylor selbst ist. Damit beweist Taylor, dass sie auch komplexe Charaktere und Handlungsstränge in ihrer Musik erzählen kann.

Zugleich schreibt Taylor Songs, die persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Themen behandeln. In „Mean“ beispielsweise konfrontiert sie ihre Kritiker und ermutigt ihre Fans, sich nicht von negativen Kommentaren entmutigen zu lassen. Es ist eine Art Selbstempowerment-Song, der die wichtige Botschaft trägt, sich selbst treu zu bleiben und sich von nichts und niemandem niedermachen zu lassen. Kontroverser und musikalisch beeindruckend ist auch ihr Reputation-Album, in dem sie sich mit düsteren Sounds und Songs wie „Look what you made me do“ von ihrem unschuldigen Image verabschiedet und mit der Lügenpresse und Gegnern hart abrechnet. Eine ikonische Passage, die vielen in Erinnerung geblieben sein dürfte, ist „I’m sorry, but the old Taylor can’t come to the phone right now. Why? Oh, ‚cause she’s dead“. Hier inszeniert sie ihre Wiedergeburt als selbstbewusste, nicht länger naive Frau, die sich nicht mehr alles gefallen lässt und zum Gegenschlag ausholt. Eine powervolle Message, die gerade Heranwachsenden Mut und Selbstbewusstsein gegeben haben dürfte.

Weitere gesellschaftliche Themen finden sich in Songs wie „The Man“, in dem sie sich kritisch mit Geschlechterstereotypen und Doppelstandards auseinandersetzt. Taylor stellt sich die Frage, wie sie von den Medien und der Gesellschaft wahrgenommen werden würde, wenn sie ein Mann wäre, und thematisiert damit die Ungerechtigkeit und Diskriminierung, die Frauen oft erfahren. „You Need to Calm Down“ wiederum kann als eine Hymne für die LGBTIQ-Community aufgefasst werden, denn hier nimmt sie Bezug auf die pro-LGBTIQ-Organisation GLAAD (Gay and Lesbian Alliance Against Defamation) und tritt für die Rechte von Homo- und Transsexuellen ein. Im dazugehörigen Musikvideo sieht man sie zwischen vielen bekannten Gesichtern der amerikanischen LGBTIQ-Community.

Was macht Taylors Storytelling so besonders?

Die aufgeführten Beispiele haben bereits die Vielfalt von Taylors Themen und Geschichten gezeigt. Neben ihrem musikalischem Talent, das ohne Frage eine große Bedeutung für ihren immensen Erfolg hat, schafft sie es, mit ihren Songs universelle Themen und persönliche Erfahrungen auf eine Weise zu vermitteln, die eine breite Palette von Zuhörern anspricht. Ihr Storytelling zeichnet sich besonders durch die folgenden 5 Merkmale aus:

 

  1. Authentizität: Taylor ist bekannt dafür, ihre persönlichen Erfahrungen und Emotionen in ihre Musik einzubringen. Durch ihre Ehrlichkeit und Offenheit können sich ihre Zuhörer mit ihren Geschichten identifizieren und fühlen sich dadurch weniger allein mit ihren eigenen Gefühlen und Erfahrungen.
  2. Vielschichtigkeit: Ihre Geschichten sind oft vielschichtig und behandeln eine Vielzahl von Themen, darunter Liebe, Freundschaft, Herzschmerz, Selbstakzeptanz und gesellschaftliche Probleme. Mit diesem weiten Themenspektrum spricht sie ein breites Publikum an und ermöglicht es jedem, etwas in ihren Liedern zu finden, das berührt oder inspiriert.
  3. Emotionale Tiefe: Eine besondere Fähigkeit von Taylor ist es, Emotionen mit präzisen Worten und melodischen Kompositionen so zu vermitteln, dass ihre Zuhörer eine tiefe Verbindung zu ihrer Musik herstellen. Obwohl ihre Geschichten oftmals auf persönlichen Erfahrungen beruhen, haben sie eine universelle Anziehungskraft, die nicht nur junge Leute, sondern Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe anspricht.
  4. Empowerment: Viele ihrer Songs bestärken ihre Zuhörer, sich selbst zu lieben, für sich selbst einzustehen und ihre Träume zu verfolgen. Durch ihre Musik motiviert sie Menschen dazu, stark zu bleiben und nicht aufzugeben wegen den Herausforderungen des Lebens.
  5. Gesellschaftliche Relevanz: Taylor geht mit der Zeit mit und fasst relevante, aktuelle und gesellschaftliche Themen und Trends in ihrer Musik auf. Wie sie dabei selbst über Themen wie Liebe, Freundschaft und Selbstwertgefühl denkt und spricht, prägt ganze Generationen von Zuhörern und inspiriert diese, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und für das einzustehen, was ihnen wichtig ist.

Parallelen zum Storytelling für Unternehmen

Was hat das das Ganze nun mit PR zu tun? Als erfolgreiche Storytellerin lehrt uns Taylor, was beim Geschichtenerzählen wichtig ist und den Erfolg bringt. Möchten wir hier die Verbindung zu erfolgreichen Storytelling-Strategien für Unternehmen ziehen, liegt ein Fokus auf der Art und Weise, wie Geschichten genutzt werden, um eine Verbindung zu Zielgruppen herzustellen, Emotionen zu wecken und Botschaften effektiv zu vermitteln. Geschichten haben eine immense Kraft, um die Kundenbindung zu stärken, die Markenloyalität aufzubauen und selbst einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. Indem Unternehmen die Prinzipien des Storytelling von Taylor Swift (authentisch, vielschichtig, emotional, empowernd, relevant) in ihre Kommunikationsstrategien integrieren, können sie ihre Botschaften effektiver vermitteln und eine nachhaltige Beziehung zu ihren Kunden aufbauen.

Um mehr darüber zu erfahren, wie Sie Storytelling für Ihr Unternehmen nutzen können, lesen Sie beispielsweise unsere Top Storytelling Tipps und besuchen Sie die Masterclass unserer Berkeley Storytelling Akademie, in der wir Sie dabei unterstützen, Ihre Markengeschichte und Ihr B2B-Narrativ zu entwickeln. Für Termine, Standorte und weitere Informationen besuchen Sie die Webseite unserer Berkeley Storytelling Akademie.

Titelbild: Anthony DELANOIX auf Unsplash