Agenturleben
Ich schau Dir in die Augen, Kleines!
Die Fröhlich(sch)en Videocall-Regeln
Jetzt mal abgesehen von der Tatsache, dass Humphrey zu Ingrid eher sowas gesagt hat, wie „ich trinke auf Dein Wohl, Kleines“ (Here‘s looking at you, kid) – in der Regel finden wir Menschen Blickkontakt gut.
Wenn man jemandem in einer Gesprächssituation in die Augen schaut, signalisiert man seine Aufmerksamkeit, das sorgt dafür, dass das Gegenüber sich wahrgenommen und ernstgenommen fühlt. Gleichzeitig kann man an der Mimik der Gesprächspartnerin* [Hinweis zum Experiment mit dem generischen Femininum am Ende des Beitrags] auch erkennen, ob jemand bei der Sache ist oder eben nicht. Eine perfekte, beidseitige Kommunikationssituation. Jede von uns kennt wohl das Gegenteil, eben, wenn die Gesprächspartnerin während des Gesprächs keinen Blickkontakt sucht, vielmehr den Blick schweifen lässt oder – schlimmer noch – während man spricht auf das Handy schaut oder anderweitig abgelenkt ist. Zack, fühlt man sich deplatziert und nicht respektiert.
Eigentlich sind diese elementaren, grundlegenden Regeln der wertschätzenden Kommunikation allen bekannt – schließlich haben wir wahrscheinlich alle von unseren Eltern mehrfach in Schimpfsituationen gehört: „schau mir gefälligst in die Augen, wenn ich mit Dir rede!“.
Corona-Zeit – Homeoffice-Zeit
Was ist aber nun, wenn das Gegenüber eben nicht direkt gegenübersitzt, sondern über den Bildschirm eingeblendet wird? Die Corona-Pandemie hat, das haben wir mittlerweile erschöpfend erfahren, die Anzahl der im Homeoffice arbeitenden Menschen deutlich erhöht. Aktuell arbeiten, so sagt die BITKOM, 10,5 Millionen Berufstätige ausschließlich im Homeoffice. Ich bin eine davon. Weitere 8,3 Millionen arbeiten teilweise im Homeoffice. Das sind in Summe 45 Prozent aller Berufstätigen!
Knapp die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen also sieht Führungskräfte, Vorständinnen, Geschäftsführerinnen und Politikerinnen vornehmlich entweder an PCs, Laptops, Tablets oder Handy (oder auf dem TV-Gerät). Für diese bildschirmpräsenten Personengruppen ist es essenziell, als kompetent wahrgenommen zu werden. Was aber sind die Erfolgsfaktoren eines Auftritts via Bildschirm? Dieser Frage ist der Bundesverband für Medientraining in Deutschland e. V. (BMTD) nachgegangen und hat im Februar dieses Jahres eine Meta-Studie der von ihm beauftragten Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) veröffentlicht. Kernfrage: wie können Rednerinnen ihren visuellen Auftritt wirksam gestalten?
Spoiler-Alarm: Der Blick machts
Wenn man nun eine Studie über Studien durchführt, können einige Parameter oftmals aufgrund des unterschiedlichen Studiendesigns nicht verglichen werden. Jedoch gibt es evidenzbasierte Ergebnisse, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Immerhin können wir hiervon auch etwas für unseren mit Videocalls und Teams-/zoom-Meetings angefüllten Berufsalltag vor dem Bildschirm mitnehmen. Überraschung: es hat etwas mit dem Blickkontakt zu tun.
Here’s looking at you, kid
Viel Augenkontakt und ein aufrechter zum Publikum gewandter Körper erhöht demnach die Wahrnehmung der Kompetenz. Dabei ist es zudem förderlich, wenn man sich nach vorne beugt und offene Handflächen zeigt. Ihr wisst schon, „ich bin unbewaffnet“, leere Hand, Karate und so.
Dann soll es noch hilfreich sein, sich aufzurichten, „mit der Idee, den Raum zu füllen“. Auch sitzend vor dem Bildschirm kann man das gut umsetzen. Einfach mal aufrichten, anstelle bucklig halb auf dem Schreibtisch zu hängen. Probiert es mal aus.
Entspannt Euch!
Wer dazu noch Lippen und Augenbrauenbereiche entspannt, kommt kompetenter rüber. Schade für die Botox-Fans dieser Welt. Vermeiden sollte man nicht notwendige Bewegungen – also bitte nicht zappeln. Finger weg auch von der Nase und bitte nicht kratzen, egal wo!
Barry White und Elmar Gunsch – aber auch Fran Fine – haben deutlich gezeigt: Stimme kann (fast) alles. Auch die Meta-Studie von BMTD und LMU zeigt, dass vollständige Sätze, mit tiefer, klarer Stimme ausgesprochen, die Wahrnehmung der Kompetenz erhöhen. Jetzt noch lebendig und flüssig sprechen, und schon entsteht, so die Studienerkenntnisse, wahrscheinlich „der Eindruck, der Sprechende habe nichts zu verbergen und ‚filtert‘ seine Aussagen nicht“.
Interessant auch: Symbole, die auf übereinstimmende Werte und Ansichten der Sprechenden und des Publikums hinweisen, also z. B. ein Firmenlogo-Anstecker oder ein Kampagnenmotto, zahlen unterstützend positiv auf die Kompetenz-Wahrnehmung ein. Das spricht für eine Auswahl an firmenübergreifend einheitliche Bildschirmhintergründen zum Einbinden in Microsoft Teams, zoom und Co.
Was heißt das nun für den Berufsalltag?
Der BMTD wird die Erkenntnisse der Meta-Studie sicherlich in die nächsten Medientrainings von hochrangigen Politikerinnen und Führungskräften einfließen lassen. Wie aber können „der kleine Mann“ und „die kleine Frau“ von diesen Erkenntnissen profitieren, was können wir für uns übernehmen? Denn eins ist ja klar: Selbstverständlich möchte jede von uns kompetent rüberkommen, sei es bei einem Pitch für die Neukundin der Wahl oder auch im morgendlichen Teams-Agenturcall. Dieses Themas haben sich schon viele Medienschaffende angenommen. Ich bin mal in mich gegangen und habe mich und mein eigenes Verhalten, aber auch meine Wünsche und Ansprüche an mein Gegenüber hinterfragt.
Wie kann ich also offen, zugewandt und wertschätzend kommunizieren – und gleichzeitig die Reaktion meiner Gesprächspartnerinnen wahrnehmen? Und vor allem: wie schaffe ich es, neben Kompetenzausstrahlung auch noch eine wechselseitige Kommunikation zu forcieren und so einen gegenseitigen und vor allem dem direkten Gespräch gleichwertigen Dialog erreichen? Um es gleich vorwegzusagen – und ich nehme in Kauf, Euch damit zu enttäuschen: ich befürchte gar nicht. Denn entweder blickt man, während man selbst spricht, direkt in die Kamera, so dass sich das Gegenüber, das den Bildschirm im Blick hat, angesprochen fühlt – ODER man schaut während des Gesprächs auf den Bildschirm, um die Reaktion der weiteren am Gespräch beteiligten Personen zu überprüfen.
Und auch, wenn ich gerade die zuhörende Person bin, kann ich entweder in die Kamera blicken, um der Gesprächspartnerin meiner Zugewandtheit und Aufmerksamkeit zu versichern – dann habe ich jedoch die sprechende Person nicht im Blick. ODER ich schaue während des Gesprächs auf den Bildschirm, um das Gegenüber anzusehen, während es spricht und die Mimik und Gestik zu beobachten, um so einen Gesamteindruck des Gesagten zu erlangen. Beides gleichzeitig geht nicht, es sei denn, Ihr seid ein Chamäleon oder leidet unter einem unfassbaren Augenfehler.
Ist damit alles verloren? Ich kann Euch beruhigen, das ist es nicht. Man kann es üben – und wenn man sich von der Idee verabschiedet, aus emotionaler und kommunikationspsychologischer Sicht ein Online-Gespräch eins-zu-eins gleich dem Gespräch von Angesicht zu Angesicht führen zu können, kommt man damit auch wunderbar klar.
Watch me!
Ich habe für mich festgestellt – und kann nur empfehlen, dass sich jede hier selbst hinterfragt – dass ich es persönlich recht unhöflich finde, wenn ich das Gefühl habe, dass mir mein Gegenüber nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die ich IMHO in dem Moment verdient habe. Und weil ich mit Sprüchen Plattitüden und einem Sammelsurium an Weisheiten aufgewachsen bin (danke, Mama!), halte ich mich in dem Fall an „was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg auch keiner anderen zu“. Ich versuche also auf Teufel komm raus immer wieder zugewandt in die Kamera zu schauen, egal, ob ich spreche oder zuhöre. Jedoch „starre“ ich situationsabhängig: Im Privaten verhalten ich und meine Augen sich anders als beruflich. Hier also meine absolut privaten und die eigene Meinung widerspiegelnden Fröhlich(sch)en Videocall-Regeln für jede Situation:
Der Team-Videocall
Jeden Morgen, pünktlich um zehn nach neun, startet er, unser Agenturcall auf Microsoft Teams. Wir sitzen also da, schlürfen unseren (zumeist) ersten Kaffee (oder auch die erste Waldmeisterbrause, #truestory) des noch frühen Tages und besprechen die anstehenden Themen. Diese Art von morgentlichem Round-up kennen sicher (fast) alle. Da ich erst seit Januar 2021 Teil des #teamBerkeley bin, begleiten mich diese regelmäßigen Corona-Videocalls, die jegliche zwischenmenschliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ersetzen, nunmehr durch zwei verschiedene Jobs mit zwei gänzlich unterschiedlichen Mitarbeiterinnentypen und -konstellationen.
Wie also sind diese videobasierten Gespräche in den letzten Monaten gelaufen? Schau(t)en dabei alle Kolleginnen in die Kamera? Natürlich nicht. Stört es mich? Geht so. Kommt darauf an, ob jemand andauernd woanders hinschaut und mit etwas gänzlich anderem beschäftigt ist oder nur kurz den Blick abwendet, vielleicht auch, um auf den Bildschirm zu schauen, um die Kolleginnen im Blick zu haben. Generell finde ich es auf jeden Fall gut und wichtig, dass zumindest alle die Kamera angeschaltet haben und nicht offensichtlich etwas komplett anderes tun. Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Wertschätzung und so.
Fröhlich(sch)e Videocall-Regeln – Kategorie #1:
- Kamera anschalten – egal, ob die Haare noch nass sind, die Laune grottig oder die Katze gerade auf dem Schreibtisch sitzt (#catcontent). Das kann auch die Stimmung aufhellen und das schadet zu Arbeitsbeginn ja nicht.
- Mikro anlassen, es sei denn, man isst gerade ein sehr lautstärkenintensives Frühstück. 😉
- Entweder ein Hintergrundbild einsetzen (kann lustig sein, muss es aber nicht) – oder nicht. Wenn Ihr Euch dagegen entscheidet, empfehle ich, einfach mal hinter sich zu schauen, was da alles so rumliegt, -steht, -hängt. Ich hab da schon lustige Dinge entdeckt, fragt nicht… 😋
- Freundlich immer mal wieder, vor allem, wenn man spricht, in die Kamera schauen. Schadet ja auch bei den Kolleginnen nicht.
- Bestenfalls nichts anderes nebenher machen. Nicht aufs Handy schauen (das muss doch Zeit bis später haben, oder nicht?).
- Wenn das Kind Hilfe bei der Heimbeschulung oder sonstwas benötigt, es auf später vertrösten. So ein Call dauert nicht lange, das schaffen Kinder schon. Außer, es hat sich schwer verletzt, sich geschnitten oder was gebrochen. Dann sollte man natürlich sofort reagieren.
- Bei fürchterlichen Niesattacken (die Heuschnupfengeplagten da draußen verstehen mich) einfach kurz das Mikro ausmachen. Man kann Derartiges auch gerne ankündigen (à la „ich habe heute krassen Heuschnupfen, ich entschuldige mich schon einmal im Voraus für den Fall, dass ich zwischenrein mein Gesicht verziehe und orkanartig niese“).
- Die anderen ausreden lassen.
- Freundlich verabschieden.
Der (Berkeley-)interne aber länderübergreifende Videocall
Berkeley Kommunikation ist ein Teil der Berkeley Communications. Unsere Kolleginnen sitzen in Reading und London, in Paris und New York – und eben auch in München. Gerade in Phasen der Neukunden-Akquise und Pitch-Vorbereitung führen wir den einen oder anderen länder-übergreifenden Videocall über zoom oder Microsoft Teams, tauschen uns aus und erarbeiten gemeinsam Ideen und Strategien. Wir sind alles Kolleginnen – aber es ist schon noch etwas anderes, als mit den Münchnerinnen zusammenzusitzen. Das liegt zum einen natürlich an der Sprache. Irgendwie ist es aber noch gefühlt etwas „offizieller“ als mit dem deutschen Team, mit dem man vor einer im Nebel der Vergangenheit verschwindenden Zeit einstmals täglich zusammengesessen ist (also die anderen, ich bin ja seit Berkeley-Beginn „nur“ im Homeoffice)…
Fröhlich(sch)e Videocall-Regeln Kategorie #2:
- Kamera anschalten – dabei sollten die Haare geföhnt, die Klamotte sauber und die grottige Laune bestmöglich versteckt sein. Die Katze darf auf dem Schreibtisch sitzen bleiben (#catcontent). Das kann auch die Stimmung aufhellen und das schadet generell ja nicht. Haben alle anderen die Kamera aus, muss man natürlich seine auch nicht anschalten – kommt ja sonst doch eher etwas seltsam rüber. Und das wollen wir ja nicht.
- Das Mikrofon kann man, solange man nicht spricht oder nichts zu sagen hat, bei längeren Meetings auch gerne ausschalten. So minimiert man die Gefahr, dass lustige Geräusche aus dem Off stören. Zu oft allerdings passiert es, dass man dann etwas beitragen möchte und das Mikro aus ist. Aufgepasst: 20er-Jahre-Stummfilm-Feeling.
- Denkt daran: man kann sehen, was hinter Euch ist…einfach vor einem Videocall kurz hinter sich schauen oder sich für die Einbindung eines Hintergrundbildes entscheiden.
- Freundlich in die Kamera schauen. Schadet auch bei den Kolleginnen aus anderen Ländern nicht.
- Nichts anderes nebenher machen. Keine E-Mails beantworten. Nicht aufs Handy schauen (nö, immer noch nicht). Nein! Nicht einmal ganz kurz auf die Mails schauen! Wenn man etwas auf die Schnelle recherchiert oder aus irgendeinem anderen Grund während des Gesprächs rumtippen muss, kann man tatsächlich mit einem „ich schau da schnell mal nach“ oder „ich schreib da heute mal ein wenig mit“ den anderen versichern, dass das, was man gerade nebenher tut, in direktem Zusammenhang mit dem aktuell laufenden Gespräch steht.
- Sollte man gezwungen sein, den Raum für kurze Zeit zu verlassen, einfach kurz entschuldigen, die Kamera für den Moment ausstellen und superschnell zurückkommen. Kann ja sein, dass es an der Tür klingelt oder dergleichen.
- Wenn das Kind Hilfe bei der Heimbeschulung benötigt, sich kurz bei den anderen abmelden und die Brut bestenfalls auf später vertrösten. Bei Verletzungen (siehe oben) Kamera und Ton ausstellen, eine Erstversorgung durchführen, um danach den Kolleginnen wieder die volle Aufmerksamkeit zu schenken.
- Bei fürchterlichen Niesattacken (Heuschnupfengeplagte, ich bin bei Euch!) einfach kurz das Mikro ausmachen. Besser ist das, glaubt mir!
- Die anderen ausreden lassen.
- Freundlich verabschieden.
Der Videocall mit bestehenden Kundinnen
Die Kundinnen kennen Euch schon, Ihr habt zusammengearbeitet und könnt Euch einigermaßen einschätzen? Egal, ob per Du oder per Sie, egal, ob rein professionell oder quasi-freundschaftlich inkl. Feierabendbierchen verbunden: Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps, wie man in meiner fränkischen Heimat so schön sagt (Plattitüdenalarm, ich sags doch!). Beruf und Freizeit sind zu Recht unterschiedlich definiert. Und so sollte man sich auch verhalten.
Fröhlich(sch)e Videocall-Regeln Kategorie #3:
- Kamera anschalten – dabei sollten die Haare geföhnt, die Klamotte sauber und gebügelt und die grottige Laune unbedingt versteckt sein. Die Katze darf auf dem Schreibtisch sitzen bleiben (#catcontent). Das kann auch die Stimmung aufhellen und das schadet generell ja immer noch nicht. Wenn alle ihre Kamera ausgeschaltet haben, gilt nach wie vor der „Seltsam-Aspekt“ – lieber die eigene dann auch ausgeschaltet lassen.
- Ich hatte bis dato noch keinen Videocall mit einer Kundin, in dem ich nichts beitragen konnte/wollte. Ausnahmen bestätigen die Regel. Deshalb ist mein Mikrofon immer an. Bei längeren Videocalls kann es jedoch Sinn machen, das eigene Mikrofon auch auszuschalten (siehe oben, Ihr wisst schon, 20er Jahre, Stummfilm…).
- Auch bietet sich die Nutzung von unternehmenszugehörigen Symbolen an – wir erinnern uns, weiter oben im Text? Wenn Ihr ein Hintergrundbild einsetzt (und das darf gerne unternehmensbezogen sein) hat man seinen Kamera-Ausschnitt recht gut unter Kontrolle.
- Freundlich in die Kamera schauen. Kundinnen haben Freundlichkeit verdient – und gut für die Stimmung ist es allemal. Auch für die eigene, denn auch ein falsches Lächeln hebt die Laune.
- Nichts anderes nebenher machen! Nicht „fremdtippen“, außer, man protokolliert oder recherchiert call-intern oder wir sind in einem gemeinsamen Workshop. Alles, was man tut, dient dem Meeting. Nicht aufs Handy schauen (nein, nein, nein)!
- Sollte man gezwungen sein, kurz den Raum zu verlassen, dann bitte kurz ankündigen, die Kamera für den Moment ausstellen und superschnell zurückkommen. Türklingel, Ihr erinnert Euch?
- Wenn das Kind Hilfe bei der Heimbeschulung benötigt, gerne kurz vertrösten. „Geduld kann man lernen“, sagte der liebe Kindergartenerzieher meiner Brut einstmals immer (ach, der Herr Hanke – falls Sie das lesen: wir senden liebe Grüße!). Denkt jedoch an die Brüche und Schnittverletzungen…!
- Bei fürchterlichen Niesattacken (Heuschnupfengeplagten, besser, unbedingt!) – Ihr wisst schon.
- Die anderen ausreden lassen.
- Freundlich verabschieden.
Der Neukundinnen-Pitch: Der Videocall mit unbekannten Personen
Hier ist sie – die Königinnendisziplin der Videocalls: das virtuelle Treffen mit bis dato gänzlich unbekannten Personen. Im Agenturleben kommt es häufiger vor, dass man sich um eine neue Kundin bewirbt (#lifeisapitch). Hier ist besonders aufzupassen, dass man nicht eskaliert – immerhin möchte man mit seiner Expertise überzeugen, sich bestmöglich präsentieren und die eigene Kompetenz vermitteln. Ich gehe immer davon aus (und die Erfahrung bestätigt es), dass die meisten Menschen während des Gesprächs auf den Bildschirm schauen, um die Sprechende zu sehen. Das mache ich mir zunutze und versuche, so durchgehend wie möglich in die Kamera zu blicken. Das kann dann so weit gehen, dass ich in einem Pitch eher weniger mitbekomme, was mein Gegenüber so macht. Es hilft zudem auch, sich vorher über die Nationalität der Kundinnen schlau zu machen, so kann man sich auf interkulturell unterschiedliche Ansprüche einstellen und damit vielleicht sogar noch extra punkten.
Fröhlich(sch)e Videocall-Regeln Kategorie #4:
- Die Technik muss sitzen! Lieber im Vorfeld testen, wie man die Präsentation startet und welche Lautsprecher und Mikrofone man wie zuweisen muss. Scheut Euch nicht, mit einer Kollegin einen Probelauf mitsamt Screensharing durchzuführen. Wichtig ist auch, auf welcher Plattform das Videomeeting stattfindet. Muss man etwas herunterladen? Lieber dreimal prüfen, als dann zerknirscht zu spät in den Pitch kommen. Wir wollen ja, wir erinnern uns, kompetent rüberkommen. 😉
- Kamera anschalten – und nicht vergessen: das ist ein Geschäftstermin! Zieht Euch also auch so an und richtet Euch ein bisschen her. Männer kämmen die Bärte, Frauen und Männer gleichermaßen das obere Haupthaar. Die Laune ist prima. Punkt. Die Katze darf nicht auf dem Schreibtisch sitzen bleiben (#catcontent passt eben nur fast immer). Sollte sie allerdings mitten im Gespräch auf den Schreibtisch hüpfen, kann das schon wieder sehr charmant sein und die Stimmung auflockern – also schmeißt sie nicht mit einem heftigen Wisch quer durchs Zimmer vor Schreck.
- Das Mikrofon – Ihr erinnert Euch? Wenn eine andere Person einen längeren Redepart während des Pitches hat, macht Eures gerne aus. Sobald die Präsentations-Phase vorbei ist, unbedingt wieder anschalten. Es ist mehr als gut möglich, dass Ihr irgendetwas gefragt werdet und da wollt Ihr dann ja nicht einen auf Garbo machen, oder?
- Das unternehmenseigene Hintergrundbild macht hier einen besonders guten Eindruck. Kurz vor einem Pitch (nicht fünf Minuten, sondern eher fünf Stunden) wäre also ein besonders guter Augenblick, um intern mal nachzufragen, wo diese Bilder abliegen und wie man sie implementiert.
- Freundlich in die Kamera schauen! Eh klar.
- Denkt nicht einmal daran, etwas anderes nebenher zu machen! Niemals! Schaltet alles, was nebenher ablenken könnte, einfach aus. Ich schließe beispielsweise in Pitch-Situationen auch mein Outlook und stelle das Handy zumindest auf lautlos, wenn nicht ganz aus.
- Man wird nicht gezwungen sein, kurz aufzustehen. Sitzenbleiben ist angesagt! Wer an der Tür klingelt, hat Pech gehabt.
- Kinder verstehen, abhängig vom Alter natürlich, dass man eine Stunde nicht gestört werden sollte. Vorher absprechen und die bestmögliche Situation schaffen, damit keine Störung stattfindet. Verletzungen sind auch hier ausgenommen. Doch, schon.
- Bei fürchterlichen Niesattacken (Heuschnupfen, laut, Druck, 150km/h, Verletzungsgefahr wenn zurückgehalten) einfach kurz das Mikro ausmachen. Generell kann man, je nach Steif- oder Lockerheit des Gesprächs, auch schon im Vorfeld ankündigen, dass „da vielleicht was kommen könnte“.
- Die anderen unbedingt und ohne Ausnahme ausreden lassen.
- Für das Gespräch bedanken und freundlich verabschieden.
Der Feierabend-Bier-Wein-Prosecco-Gin&Tonic-was-weiß-ich-Videocall
Unbedingt treffe ich mich in Covid-Zeiten ab und zu privat mit Freundinnen zum Feierabend-Bier-Wein-Prosecco-Gin&Tonic-was-weiß-ich. Da sitzen wir dann, jede mit Speis und Trank vor ihrem Bildschirm und quasseln vor uns hin. In dieser „sicheren Runde“ ist es nicht schlimm, wenn eine zwischenrein mal woanders hinschaut oder man den Blick auf dem Bildschirm hin- und herschweifen lässt, um die Emotionen der anderen mitzubekommen. Auch hier jedoch gebe ich kurz Bescheid, bevor ich aufstehe, um Nachschub oder sonstwas zu holen. Das gebietet der Respekt, wie ich finde.
Fröhlich(sch)e Videocall-Regeln Kategorie #5:
- Loggt Euch ein. 😁
- Lasst den Tag mit Euren Lieben Revue passieren.
Die Kolleginnen von t3n haben zudem sechs Grundregeln zusammengefasst, damit es mit dem Videocall im Berufsalltag klappt.
Viel Spaß beim Videocallen!
* Ich habe für diesen Beitrag spaßeshalber und zu Versuchszwecken das generische Femininum genutzt – einfach, um für mich einmal zu prüfen, wie sich das überhaupt anfühlt und ob ich das gut finde. Ich bin, wenn ich ehrlich sein darf, eher hin- als hergerissen. Voll komisch! Vielleicht muss ich einfach alles mal ein paar Tage ruhen lassen und dann nochmal durchlesen. Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, dass sich das generische Femininum durchsetzt und hoffe auf alternative Lösungen. Eure Meinung dazu interessiert mich. Wie seht Ihr das? Wie liest sich ein derartiger Text – und könnt Ihr Euch vorstellen, im generischen Femininum zu schreiben/lesen? Fühlt Ihr Männer und nicht-binäre Menschen Euch da mitgemeint und Ihr Frauen Euch abgeholt? Schreibt mir gerne ([email protected]), oder zwitschert mich an (@isabellaatwork) oder schickt ein Faksimile (ich gehöre ja eher der „älteren Generation“ an, was Digitalisierung betrifft, wie ich kürzlich mit einer Kollegin festgestellt habe 😁). Ich bin gespannt!
Weiterführende Links:
- https://www.bitkom.org/Themen/Corona/Homeoffice-in-Zeiten-der-Corona-Pandemie
- https://www.bmtd.de/docs/PM-Ergebnisse-Metastudie-LMU-BMTD-22-Feb-2021.pdf
- https://t3n.de/news/meetings-corona-call-videochat-telefonat-1264970/
- Schon etwas älter, aber nicht minder interessant (vor allem zu interkulturellen Aspekten): https://www.polycom.de/content/www/de/company/news/press-releases/2013/20131029.html?print=1
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