Studien & Research
Glaubwürdigkeit in der Politik: Wem schenken wir Glauben?
Ist es der Wolf, der Kreide gefressen hat und uns glauben machen will, er sei die Mutter Geiß oder steht sie da wirklich vor der Tür und hat was Feines mitgebracht? Die Frage der Glaubwürdigkeit stellt sich nicht nur im Märchen, sondern auch wir müssen tagtäglich neu entscheiden, wem wir Glauben schenken, welche Nachrichten wir in die Kategorie Fake News oder Verschwörungstheorie abtun.
Wir von Berkeley Kommunikation wollten uns deshalb ein Bild davon verschaffen, wie es um die Einschätzung der Glaubwürdigkeit unserer Politiker bestellt ist.
Gemeinsam mit Arlington Research haben wir im September jeweils 2000 erwachsene Personen (über 18) in Deutschland, USA und UK befragt.
Angela Merkel international am glaubwürdigsten
Angela Merkel genießt international die höchste Glaubwürdigkeit und landet mit 24 Glaubwürdigkeitspunkten* auf Platz 1, mit Abstand gefolgt vom kanadischen Premierminister Justin Trudeau und der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Arden mit jeweils 13 Punkten. Boris Johnson (-17), Donald Trump (-41) und Valdimir Putin (-43) fallen dagegen schwer ab.
Interessant ist, dass die Kanzlerin sowohl von den in USA als auch den in UK Befragten mit 28 und 25 Punkten deutlich besser abschnitt als innerhalb Deutschlands mit 19 Punkten.
Vor allem die älteren Generationen Baby Boomers und Silent Generation setzen international gesehen mit 33 und 53 Punkten hohes Vertrauen in Angela Merkel. Die jüngeren Altersgruppen Generation Z und Millennials halten sie mit immer noch positiven 15 und 19 Punkten im Vergleich jedoch für deutlich weniger glaubwürdig.
Vladimir Putin – der Wolf unter den Politikern
Putin ist mit -43 Punkten der international am wenigsten glaubwürdige Weltpolitiker. Vor allem die älteren Altersgruppen Silent Generation und Baby Boomers stehen ihm mit -65 und -63 Punkten sehr kritisch gegenüber. International betrachtet schätzen ihn Frauen mit -56 viel kritischer als Männer mit -31 Punkten ein.
Donald Trump hat ein Glaubwürdigkeitsproblem in Deutschland
Der frisch abgewählte US-Präsident Donald Trump war der bekannteste Weltpolitiker. Weniger als 0,5% der Befragten gaben an, noch nie von ihm gehört zu haben. Trump kann allerdings einen weniger rühmlichen weiteren „Rekord“ für sich verbuchen: mit -68 Punkten attestieren ihm die in Deutschland Befragten die niedrigste Glaubwürdigkeit.
Wie Putin schätzen ihn Frauen international betrachtet mit -51 Punkten deutlich kritischer als Männer mit -30 Punkten ein.
Was bedeutet das für uns?
Wie wir bereits in unserem Blogbeitrag, in dem wir die Ergebnisse der Arlington-Studie zur Glaubwürdigkeit der Medien veröffentlicht haben, festgestellt haben, gilt auch hier: Trust is key – ob bei den Medien oder den Politikern. Denn – um in der Bildsprache des Märchens zu bleiben- es gibt viele kleine kritische Geißlein, die genau hinschauen. Und das ist gut so!
Zur Methode:
Für jede Kategorie wurden die Befragten gefragt, inwieweit sie eine Person/Organisation auf einer Skala von 1 -10 für glaubwürdig halten.
Die Befragten hatten auch die Möglichkeit, sich einer Meinung zu enthalten oder zu sagen, wenn sie eine Person/ Organisation nicht kannten.
Zur Berechnung der Glaubwürdigkeitsbewertung konzentrierten wir uns auf die Befragten, die eine Meinung hatten (d.h. sie gaben eine Bewertung von 1 bis 10), und segmentierten diese in zwei Gruppen.
Subtrahiert man den Prozentsatz derer, die für nicht glaubwürdig gehalten werden, vom Prozentsatz derer, die für glaubwürdig gehalten werden, erhält man die Glaubwürdigkeitsbewertung.
Einteilung nach Generationen:
Generation Z (1994-2001), Millennials (1980-1993), Generation X (1965-1979), Baby Boomers (1946-1964), Silent Generation (vor 1946)
Titelbild: Jeroen Bosch on Unsplash